Interview mit Charles Duhigg

Pulitzer Prize-winning journalist and author of Supercommunicators

von Rich Roll2024-02-22

Charles Duhigg

Im Podcast-Studio von Rich Roll fand kürzlich ein faszinierendes Gespräch mit dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Journalisten und Autor Charles Duhigg statt, dessen neues Buch, Supercommunicators, die Neurowissenschaft und Psychologie hinter unseren Interaktionen beleuchtet. Was zunächst als unbeschwertes Rollenspiel über Ernährungsunterschiede begann, verwandelte sich schnell in eine unschätzbar wertvolle Masterclass zum Thema Verständnis fördern, Konflikte bewältigen und die Erkenntnis, dass unsere ultimative menschliche Superkraft nicht nur Kommunikation ist, sondern bedeutungsvolle Kommunikation.

Die Geschichte als Superkraft: Verständnis erschließen

Rich Roll, selbst ein Meister des Storytellings, begann mit Lob für Duhiggs Fähigkeit, dichte Forschung in fesselnde Erzählungen zu verwandeln, wodurch er sich in die Riege von Autoren wie Malcolm Gladwell und Michael Lewis einreiht. Duhigg bestätigte dies und erzählte von seinem persönlichen Weg: „Einer der Gründe, warum ich anfing, Bücher zu schreiben, war, dass ich viele wissenschaftliche Studien las und dachte, das ist faszinierend... und dann 4 Stunden später hatte ich es komplett vergessen.“ Er erkannte die Kraft der Erzählung als „Transportmittel für eine Idee, die es einem ermöglicht, sich an die Idee zu erinnern“. Für Duhigg ist eine Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende, besonders eine, bei der man hört, wie der Erzähler kämpft und Fehler macht, das, was Erkenntnisse wirklich in unseren Köpfen verankert.

Roll verband dies sofort mit seiner eigenen Podcast-Philosophie. Für ihn ist die emotionale Verbindung zu einem Gast nicht nur eine Nettigkeit; „die emotionale Verbindung muss an erster Stelle stehen. Die Informationen, die der Gast vermitteln möchte, sind ein Nebenprodukt dieses emotionalen Gesprächs.“ Er glaubt, dass dies oft durch das Teilen persönlicher Geschichten erreicht wird, eine bewusste Strategie, um Vertrauen aufzubauen und die Tür für tieferes Lernen zu öffnen.

Key Learnings:

  • Geschichten als Übermittlungssysteme: Eine narrative Struktur (Anfang, Mitte, Ende) macht komplexe Ideen einprägsam und nachvollziehbar.
  • Verletzlichkeit im Storytelling: Zu hören, wie jemand kämpft oder Fehler macht, vermenschlicht eine Erkenntnis und macht sie wirkungsvoller.
  • Emotionale Verbindung zuerst: Das Priorisieren echter menschlicher Verbindung schafft die Grundlage für einen effektiven Informationsaustausch.

Die drei Arten von Gesprächen entschlüsseln

Im Kern von Duhiggs Arbeit steht die Erkenntnis, dass Missverständnisse oft entstehen, weil wir gleichzeitig verschiedene Arten von Gesprächen führen. Er stellt drei grundlegende Kategorien vor: praktisch (fokussiert auf Pläne und Probleme), emotional (zentriert auf Gefühle) und sozial (Erforschung von Identität und wer wir sind). Der Schlüssel, um ein Superkommunikator zu werden, so Duhigg, liegt darin, zu diagnostizieren, welche Art von Gespräch gerade stattfindet, und dann gekonnt die andere Person zu „matchen“.

„Wenn wir gleichzeitig die gleiche Art von Gespräch führen, werden wir, was man als neural entrainment bezeichnet“, erklärt Duhigg und zeichnet ein faszinierendes Bild davon, wie echte Verbindung buchstäblich unsere Gehirne, Pupillenerweiterung, Atemmuster und sogar Herzfrequenzen synchronisiert. Hier geht es nicht darum, einen Streit zu gewinnen; es geht darum, ein tiefgreifendes Maß an gegenseitigem Verständnis zu erreichen. Das ultimative Ziel, wie er wiederholt, „ist nicht zu gewinnen, es ist nicht, die andere Person zu überzeugen, es ist einfach zu verstehen, was sie einem zu sagen versucht.“

Key Insights:

  • Drei Gesprächskategorien: Praktische, emotionale und soziale Gespräche überlappen sich oft und führen zu Missverständnissen.
  • Die Kraft des Matchings: Superkommunikatoren erkennen die Art des Gesprächs und passen ihren Ansatz an.
  • Neurale Synchronisation: Erfolgreiche Kommunikation führt zu physiologischer und neurologischer Synchronisation und fördert ein tieferes Verständnis.

Der Verletzlichkeits-Vertrauens-Kreislauf und tiefe Fragen stellen

Roll setzte Duhiggs Prinzipien sofort in die Praxis um, indem er gestand: „Ich habe ganz bewusst mit der Idee begonnen, dass Sie mir Angst machen und mich einschüchtern, als Demonstration von Verletzlichkeit.“ Dieser Akt, so Duhigg, ist ein Kernprinzip: „Unsere Gehirne sind so verdrahtet, dass wir, wenn wir Verletzlichkeit sehen, genauer zuhören, und wenn diese Verletzlichkeit erwidert wird, ist es einfacher, der anderen Person zu vertrauen und sie zu mögen.“ Duhigg erwiderte dies dann, indem er eine bisher unerzählte Geschichte über einen heftigen Streit mit seiner Frau teilte, die veranschaulichte, wie ein praktisches Argument über Geld tatsächlich ein getarntes emotionales Gespräch war.

Über die Führung mit Verletzlichkeit hinaus zeichnen sich Superkommunikatoren dadurch aus, „tiefe Fragen“ zu stellen – solche, die jemanden einladen, seine Werte, Überzeugungen oder Erfahrungen zu teilen. Das sind nicht unbedingt intime Fragen, sondern einfache Anregungen wie: „Was hat Ihnen am Jurastudium am besten gefallen?“ Solche Fragen, erklärt Duhigg, verraten viel über die Identität und die zugrunde liegenden Motivationen einer Person und bereiten die Bühne für einen bedeutungsvolleren Dialog. Er zitiert ein fesselndes Beispiel einer Jury-Beratung, bei der ein „super seltsamer“ Geschworener, ein Universitätsprofessor, gekonnt Konflikte bewältigte, indem er erkannte, dass die eine Hälfte des Raumes sich um „Sicherheit“ (praktisch) kümmerte, während die andere Hälfte sich um „Gerechtigkeit“ (emotional) kümmerte, und dann mit jeder Gruppe in ihrer eigenen Gesprächssprache sprach, um eine gemeinsame Basis zu finden.

Key Practices:

  • Mit Verletzlichkeit vorangehen: Offenheit initiieren, um Vertrauen aufzubauen und Gegenseitigkeit zu fördern.
  • Verletzlichkeit erwidern: Auf geteilte Verletzlichkeit mit eigener reagieren, um einen sichereren Raum für Verbindung zu schaffen.
  • Tiefe Fragen stellen: Werte, Überzeugungen und Erfahrungen erforschen, um zugrunde liegende Motivationen und Identität aufzudecken.
  • Verborgene Absichten diagnostizieren: Erkennen, wann praktische Gespräche tiefere emotionale oder soziale Bedürfnisse maskieren.

Von digitaler Zwietracht zu tieferer Verbindung

Das Gespräch wandte sich dann den Herausforderungen des modernen Diskurses zu, insbesondere online. Duhigg erzählte von einem Experiment mit Waffenrechtsbefürwortern und Waffenkontrollaktivisten, die nach einem persönlichen Training im „Looping for Understanding“ (fragen, wiederholen, bestätigen) zutiefst bedeutungsvolle Gespräche führten. Doch als dieselbe Gruppe online ging, artete es innerhalb von 45 Minuten in „Stiefel-Nazis“ aus. Die Lektion? „Die Leute kamen zu Online-Gesprächen in der Annahme, dass die gleichen Techniken und Regeln galten wie im persönlichen Gespräch.“ Jeder Kommunikationskanal – Text, E-Mail, Telefon, persönliches Gespräch – hat seine eigenen impliziten Regeln, und Superkommunikatoren passen sich diesen an.

Letztendlich ist die treibende Kraft hinter effektiver Kommunikation die Verbindung selbst. Duhigg hebt die Harvard Happiness Study hervor, ein jahrhundertelanges Forschungsprojekt, das einen überraschenden Prädiktor für Erfolg, Gesundheit und Langlebigkeit fand: „mit wie vielen Menschen man im Alter von 45 Jahren verbunden ist.“ Besser kommunizieren zu lernen, geht also nicht nur um beruflichen Aufstieg oder das Gewinnen von Argumenten; es ist ein „Trojanisches Pferd“, um größere Lebenszufriedenheit zu erreichen.

Key Changes:

  • Kanalspezifische Kommunikation: Die unterschiedlichen Regeln und Erwartungen verschiedener Kommunikationsplattformen anerkennen und sich anpassen.
  • Looping for Understanding: Das Fragen, Wiederholen und Bestätigen des Verständnisses üben, besonders in Konfliktsituationen.
  • Authentizität vor Manipulation: Der aufrichtige Wunsch, sich zu verbinden, ist entscheidend für langfristigen Kommunikationserfolg.
  • Verbindung priorisieren: Kommunikation als Mittel zur Förderung von Beziehungen sehen, die direkt mit Glück und Wohlbefinden verbunden sind.

„Wenn wir uns wirklich mit jemandem verbinden, fühlen wir uns wunderbar, nicht wahr? Wie dieses Gespräch, wie jemanden zu finden, den man versteht und der einen versteht – das fühlt sich einfach so gut an.“ - Charles Duhigg